Der Sprachwissenschaftler und ehemalige Hacker George Moltke arbeitet an der University of Berkeley, California. Auf einem Workshop entgeht er knapp einen Massenattentat, das fast alle seine Kollegen auslöscht. Bald merkt er, dass er mehr mit dem Attentat zu tun hat, als ihm lieb ist...
Die meisten Bastard-Fans wissen das nicht: Florian Schiel hat NICHT mit Bastard Geschichten seine Schreiberei begonnen, sondern mit Hacker-Krimis. Einen davon, den dritten Teil der sog. Schwabing-Trilogie', gibt es auch als Taschenbuch: 'Wenn Stimmen toeten...' (Im Original: 'Moltke') und ist beim Schwarten-Verlag unter dem Pseudonym 'Leisch' erschienen ;-)
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Der Krimi ist eine fortlaufende, spannende Geschichte ueber die Erlebnisse des ehemaligen Hackers George Moltke aus Berkeley, California. George arbeitet als Wissenschaftler an der Uni Berkeley und wird ohne sein Zutun in eine immer weiter eskalierende Mordserie verwickelt, die scheinbar nur bestimmte Wissenschaftler betrifft. Zusammen mit seiner Freundin Janet muss er einige spannende Abenteuer bestehen, bevor er den Fall mit Hilfe seiner Hackerkenntnisse aufklären kann.
Hier eine kleine Leseprobe:
... Es war schon gegen elf, als ich erwachte. Das Telefon klingelte. Wir entwirrten schlaftrunken unsere Arme und Beine und schließlich gelang es mir, den Telefonhörer zu erwischen. Es war natürlich Frank. "Hallo, was ist los? Ich dachte, wir nehmen uns heute die Bank vor." "Hi, Frank. Wir haben ein bisschen verschlafen. Sorry. Wie wär's heute nachmittag gegen drei am südlichen Eingang des Federal Buildings?" "Ok." "Hast du alles bekommen?" "Klar. Mit deiner Vollmacht war das kein Problem. Aber ich bin froh, wenn ich das Zeug wieder los bin, das kann ich dir flüstern. Hinter jedem Gesicht sehe ich einen Gangster. Ich spüre schon, wie mein Verfolgungswahn wieder erwacht. Scheibenkleister!" "Bis heute nachmittag, Frank." "So long. Und ... grüß Janet, wenn sie aufwacht, von mir." Ich grinste. "Das Gleiche an Pat, ok?" Frank lachte und legte auf. Janet war tatsächlich schon wieder eingeschlafen. Ich stand auf und warf meine Maschine an. Einige der Fragen, die ich gestern in verschiedenen Hacker-BBS ge-postet hatte, waren beantwortet worden. Tatsächlich hatte die Oakland Customer Bank einen Modem-Zugang, wie es sich für eine Bank in der Bay Area gehört. Sicher nur für die Angestellten und daher bestimmt gut geschützt. Wählzugänge zu Bank-Computern gehörten zu den am besten geschützten überhaupt. Ich ließ mein Modem die angegebene Nummer anwählen und sah mir den Prompt des Systems an. Es erschien lediglich ein '>'. Keinerlei Angaben, um was für ein System es sich handelte, von wem es betrieben wurde und was für eine Eingabe es eigentlich erwartete. Gut und vernünftig gemacht, dachte ich anerkennend. Derjenige, der das System aufgebaut hatte, wollte keinerlei Risiko eingehen. Oftmals kann man nämlich schon aus dem Prompt eines Systems einiges lernen, was das Knacken erleichtert. Ich trennte die Verbindung wieder. Es hatte kaum Sinn, den Zugang mit brutaler Gewalt zu knacken. Bestimmt war eine Sicherung eingebaut, die Alarm schlug, wenn jemand mehr als zehnmal mit falschen Eingaben abgewiesen wurde. Wir mussten auf eine andere Weise an die notwendigen Informationen gelangen. Während Janet duschte, überflog ich flüchtig die Liste der 156 Einträge aus der DMV-Datenbasis. Fast alle stammten aus der Gegend hier. Das war nicht ungewöhnlich, weil das DMV die Nummern als Kontingente an bestimmte Niederlassungen verteilte. Keiner der Namen sagte mir etwas. Ich legte die Liste beiseite und loggte mich an einem öffentlich zugänglichen Rechner der Universität ein. Eine Stunde später hatte ich den Rechner lokalisiert, auf dem die Reisekostenabrechnungen der Universitätsangestellten bearbeitet wurden. Auch dieser Rechner war relativ gut geschützt. Die Systemverwalter hatten in den letzten Jahren doch einiges aufgeholt. Die Zeiten, in denen Betriebssysteme ausgeliefert wurden, die löchriger als ein Golfplatz waren, gehörten wohl unwiderruflich der Vergangenheit an. Immerhin konnte ich den Namen der zuständigen Sachbearbeiterin und ihre Zimmernummer herausbekommen. Mrs. Maria Castorelli. Es war einfach genug: ich musste bloß ein paar WWW Pages absuchen. Ich notierte den Namen und Zimmernummer in meinem Flußplan und loggte mich wieder aus. Gegen halb drei beobachtete ich von der anderen Straßenseite aus, wie Janet die bescheidene Filiale der Oakland Customer Bank betrat. Die Alice Street war verglichen mit den anderen Straßenschluchten der City von eher bescheidener Länge. Sie führte aus der Nähe des lärmenden Hafens bis zum Ufer des Lake Merritt. Die Filiale, für die wir uns interessierten, lag in der Nähe des Lincoln Square. Nicht gerade ein repräsentativer Bau, wie man ihn von den Großbanken gewohnt war. Frank hatte mit seiner Einschätzung als 'Kreditkarten-Klitsche' wohl nicht ganz unrecht. Ich blickte die Straße entlang in Richtung Bay. Nur wenig Verkehr, ein schwacher Wind vom Pazifik blies zerfetztes Zeitungspapier an den Sockeln der alten Hochhäuser entlang. Bei den Straßenkreuzungen bildeten sich Wirbel, die den unachtsamen Passanten den Dreck ins Gesicht schleuderten, wenn sie um die Hausecken bogen. Den ganzen Tag über hatte die Sonne ungehindert geschienen und selbst in den tiefen Straßenschluchten war es für die Jahreszeit ungewöhnlich warm. Janet verließ die Filiale und blickte sich suchend nach mir um. Während wir langsam aufeinander zugingen, dachte ich wieder einmal, wie verdammt attraktiv sie doch aussah. Das Business Dress war zwar nicht ihr Stil, aber sie trug es mit natürlicher Eleganz. Sie hängte sich bei mir ein und wir schlenderten in Richtung des Fed Buildings. "Und?" "Ein langer Raum mit drei Schaltern. Hinter der Barriere sind zwei Schreibtische, ein großer Safe und an der Rückseite des Raums ein abgetrenntes Büro", berichtete sie. "An der Glastüre steht nichts geschrieben, aber es kann eigentlich nur das Büro des Managers sein." "Glastüre?" Janet nickte. "Ich konnte fast ungehindert hineinsehen. In dem abgetrennten Raum sind ein großer Schreibtisch und ein kleinerer Beistelltisch mit einem Rechner darauf. Ein PC, schätze ich." "Und die Schalter?" fragte ich. "Jeder hat einen PC. Aber gut eingebaut. Man sieht fast nichts davon." Ich nickte. Das hatte ich erwartet. "Steckdosen? Kunden?" Janet nickte wieder. "Steckdosen sind überall an den freien Wänden und neben den Schaltern eingebaut. Kunden waren etwa so vier bis sechs drin. Alles Männer." "Ok. Wir machen es am besten so wie besprochen", meinte ich. Wir gingen schweigend über den großen freien Platz vor dem Federal Building in Oakland. Ich ging im Geiste noch einmal unseren Plan durch, ob wir auch nichts Wichtiges übersehen hatten. Plötzlich bemerkte ich, dass Janet mich von der Seite anschaute. "Das ist illegal, was wir da machen, nicht?" fragte sie, als sie meinen Blick bemerkte. "Ziemlich", nickte ich. "Wegen so etwas Ähnlichem saß ich schon mal im Knast." "Und das macht dir nichts aus?" Ich zögerte mit der Antwort. Die Nachmittagssonne brannte ungehindert auf den Platz. Ich musste die Augen zusammenkneifen, um die schwache Skyline der City im Dunst der Bay erkennen zu können. "Eigentlich ... nicht", sagte ich langsam. "Aber das liegt möglicherweise daran, dass ich nicht die Absicht habe, jemanden zu schädigen ... so wie früher", fügte ich hinzu. Ich schüttelte den Kopf und betrachtete meine Fußspitzen auf den hellen Steinplatten.. "Weißt du, ganz früher. Da hatte ich ... hatten wir überhaupt keine Skrupel. Es wäre uns gar nicht in den Sinn gekommen. Und warum? Weil wir keine Absichten damit verbanden. Hineinkommen war alles. Es war wie ein Sport, eine Geschicklichkeitsübung, ein Wettkampf der Fertigkeiten. Es wäre mir nicht im Traum eingefallen, dass wir dabei gegen das Gesetz oder gegen die Moral verstießen. Erst später, als es um ... wirkliche Dinge ging, da änderte sich alles. Da hatte ich auch Skrupel - die ich aber aus Dummheit unterdrückt habe." "Aber jetzt hast du ein Ziel." "Mhm. Ich will endlich wieder ruhig schlafen und über die Straße gehen können, ohne dass ich mich dauernd umschauen muss." Janet nickte zum dritten Mal und sah sich fahrig um. "Wo bleibt er denn?" "Bist du ... aufgeregt? Denk dir nichts; ich war es auch, als ich das erste Mal losgezogen bin, mir ein Passwort zu klauen. Wenn du lieber nicht mitmachen willst, Frank und ich schaffen das auch alleine..." Sie schüttelte energisch den Kopf. "Wenn man vom Teufel spricht..." Sie deutete über meine Schulter. Frank kam mit großen Schritten auf uns zu. Wir betrachteten beide anerkennend seine Aufmachung. Quittengelbe Hosen, deren Farbe schon aus 50 Yards Entfernung in den Augen weh tat. Dazu eine knallpinke Weste auf der bloßen Haut. Darüber ein schwarzes Jacket mit einer riesigen gelben Plastikblume am Revers. Er sah nicht gerade glücklich aus. "Warum muss ausgerechnet ich diese Rolle übernehmen? Bestimmt werde ich verhaftet. Komme mir vor wie ein entsprungener Clown...", sagte er weinerlich und übergab mir die prall gefüllte Aktentasche, die er unter den Arm geklemmt hatte. Ich grinste. "Dafür ist deine Rolle auch die kürzeste", sagte ich. "Gehen wir, damit wir es hinter uns haben." Fünf Minuten später schlenderte ich an der Filiale der Oakland Customer Bank vorbei und warf einen kurzen Blick durch die schmalen Glastüren. Fünf Kunden konnte ich auf den ersten Blick sehen; zwei Schalter waren besetzt. Ich kontrollierte noch einmal, ob Janet und Frank auf ihren Posten waren, dann drehte ich um und betrat den Schalterraum. Links trennte eine lange Barriere aus dunklem Holz den Raum für die Kunden von den Büroplätzen dahinter ab. Drei Schalter; an zweien ließen sich gerade Kunden beraten; der dritte war hochgeklappt. Der ganze hintere Teil des langgestreckten Raumes war durch eine dunkle Holzwand abgetrennt. Der Zugang zu diesem separaten Büro, eine verglaste Türe mit klaren Scheiben, war auf der anderen Seite der Holzbarriere. Unmittelbar vor der Abtrennung war der Durchgang in den Büroteil des Raumes. Zwei hüfthohe Flügeltüren verwehrten den Kunden den freien Zutritt. Zusätzlich stand auf einem kleinen Metallschild zu lesen: 'Zutritt nur für Personal'. Ich ging ruhig an den wartenden Kunden vorbei auf den Durchgang in der Barriere zu und stieß die Flügeltüren auf. Wie erwartet, sprang sofort einer der Angestellten, ein untersetztes glatzköpfiges Männchen von etwa 40 Jahren, von seinem Schreibtisch auf und eilte protestierend auf mich zu: "Sir, bitte, Sie können hier nicht herein. Ich darf Sie bitten ... wenden Sie sich bitte an einen der Kundenberater..." Die Kunden auf der anderen Seite der Barriere maßen mich mit verstohlenen oder verächtlichen Blicken. Ich blieb stehen, mitten im Durchgang, und fragte mit ruhiger, leiser Stimme: "Sind Sie der Manager?" Der ganz offensichtlich subalterne Angestellte verlangsamte seinen Schritt und verneinte, unsicher geworden. "Mein Name ist Smith, Gordon Smith. Sagen Sie bitte dem Manager", sagte ich so leise, dass er den Kopf vorstrecken musste, um mich zu verstehen, "sagen Sie ihm, dass ich ein Konto eröffnen und Geld einzahlen möchte." Sein Blick schaltete, nun da er hörte, dass es sich um etwas Alltägliches und Banales handelte, auf gemischt arrogant-höflich um. Er warf den runden Kopf zurück und sagte in geschäftsmäßig-glattem Tonfall: "Ich bin sicher, dass einer unserer Teller Ihre Wünsche zu Ihrer vollsten Zufriedenheit erfüllen wird, Sir." Gleichzeitig machte er mit der Hand eine auffordernde Bewegung in Richtung der Schalter. Ich schaute kurz zu den Schaltern hinüber, wo mein Blick acht interessierten Augenpaaren begegnete. Dann beugte ich mich etwas vor und murmelte: "Meinen Sie wirklich, das ist eine gute Idee? Ich sagte bereits, dass ich Geld einzahlen möchte.." Dabei klopfte ich leicht auf die pralle Aktentasche unter meinem linken Arm. Der Angestellte öffnete schon den Mund, um etwas zu erwidern. Dann sah man, dass der Groschen endlich gefallen war. Er klappte den Mund wieder zu und seine Augen glitzerten verstehend hinter den dicken Brillengläsern. Er bat mich, auf dem Besuchersessel vor seinem eigenen Schreibtisch Platz zu nehmen und verschwand im Büro des Managers. Die beiden jungen Teller hatten ihre unterbrochene Tätigkeit wieder aufgenommen und taten so, als ob der ganze Vorgang das natürlichste auf der Welt wäre. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Janet die Bank betreten hatte. Sie stellte sich brav an einem der Schalter an. Sekunden später stand der Glatzkopf neben mir und verkündete, dass der Manager mich empfangen würde. Ich stand auf, nickte ihm freundlich zu und betrat, die Türe hinter mir schließend, das abgetrennte Büro. Der Raum war auch nicht viel besser ausgestattet als der Kundenraum. Alles wirkte wie aus zweiter Hand oder wie eine ausgediente Filmrequisite. Der Manager, eine Kugel auf zwei stämmigen Beinchen, wälzte sich um seinen voluminösen Schreibtisch herum, um mir seine kurzen Wurstfinger in die Hand zu legen. Wenn ich etwas hasste, dann schlaffes Händedrücken. Ich lächelte ihn an und wir setzten uns bedächtig nieder. "Wie kann ich Ihnen helfen, äh, Mister Smith?" fragte er mit öliger Stimme und versuchte vertrauensvoll zu lächeln. Das Lächeln kam ungefähr so gut 'rüber wie bei einem weißen Hai, der Blut gerochen hatte. Seine kleinen Äuglein irrten immer wieder zu der prallen Aktentasche, die ich auf dem Schoß hielt. "Tja", begann ich meine Story, "ich bin momentan in der unglücklichen Situation, dass ich eine größere Summe ... in bar ... mit mir führe und diese lieber in sicherem Gewahrsam sehen würde. Sie verstehen..." Er verstand sehr gut. Seine kleine rosa Zunge zeigte sich für einen Moment zwischen den breiten Lippen, dann fragte er gewunden, um welche Summe es sich denn handele. Ich sagte es ihm. Die Antwort schien ihn zu beflügeln. Er beugte sich beflissen vor, wobei er seinen voluminösen Bauch beängstigend einzwängte, und fragte: "Und ... wenn ich fragen darf, zu welchen Bedingungen möchten Sie diese Summe deponieren, als Giro oder als Anlage. Ich kann Ihnen auch..." "Oh, nur als Anlage natürlich. Sagen wir für 3 Monate." Dann fügte ich als Vorschlag einen Zinssatz hinzu, der ihm runterging wie Götterspeise. Wir wurden sehr schnell handelseinig. Ich packte die Aktentasche aus und zeigte ihm, dass es sich um gemischte Bündel von 10 bis 100 Dollarnoten handelte. "Das wird eine Weile dauern, die zu zählen...", meinte ich resigniert. "Aber nein, Sir. Wir haben natürlich einen Zählautomaten. Wenn Sie mich einen Augenblick entschuldigen wollen...?" Ich winkte erleichtert und er verließ mit dem Geld den Raum. Kaum war er draußen, huschte ich zur Glastüre und spähte hinaus. Janet war auf ihrem Posten und zwinkerte mir zu. Der fette Manager überwachte am anderen Ende des Raums persönlich einen Angestellten, der gerade das Geld in die Zählmaschine stapelte. Ich ging ruhig hinüber zum PC des Managers. Der Schirm war eingeschaltet, aber gesperrt. Ich zog das Kabel der Tastatur vom Rechner ab und steckte es in einen Adapter, kaum größer als eine Streichholzschachtel, der die ganze Zeit in meiner Jackentasche gesteckt hatte. Am anderen Ende hatte der Adapter den gleichen Stecker wie die Tastatur und ich verband ihn wieder mit dem Sockel an der Rückseite des Computers. Eine winzige grüne Leuchtdiode blinkte auf. Ich schlenderte wieder zur Glastüre, so als ob ich nur nachschauen wollte, wo der Manager bliebe, und gab Janet das OK-Zeichen. Sie blickte kurz auf die Uhr und verzog sich in den hinteren Teil der Filiale. Der Manager war immer noch mit Geldzählen beschäftigt. Ich nahm einen kleinen modifizierten Netzstecker aus der anderen Tasche und schloss ihn an der Steckdose neben der Türe an. Dann drückte ich den Schalter, der auf der Rückseite angebracht war. Es knackte kurz, dann erlosch das Licht im Büro. Ich versenkte den Kurzschlussschalter wieder in meiner Tasche und warf einen prüfenden Blick auf den PC des Managers. Der Schirm war tot. Ich öffnete die Türe und blickte suchend hinaus. Sofort eilte der Manager auf mich zu. "Äh, kann es sein, dass wir einen Stromausfall haben?" sagte ich unsicher. Der Manager starrte in sein dunkles Büro, dann auf die strahlenden Lampen im Schalterraum. Der Glatzkopf von vorhin eilte beflissen an seine Seite. "Bestimmt nur eine Sicherung herausgesprungen. Einen Moment. Das haben wir gleich." Das technische Genie öffnete einen Sicherungskasten an der linken Wand und schaltete souverän den Automaten wieder ein. Im Büro des Managers gingen flackernd die Lampen an und der PC machte heulende Bootgeräusche. Jetzt würde sich zeigen, ob sich unsere Anstrengungen gelohnt hatten. Der Manager bat mich, wieder Platz zu nehmen und legte die gezählten Geldbündel vor uns auf den Schreibtisch. Er füllte zwei Formulare aus, ließ mich unterschreiben und brabbelte währenddessen ununterbrochen auf mich ein. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass ich mir das mit dem Zinssatz noch einmal überlegen würde. "So, jetzt brauchen wir nur noch einen Account für Sie. Das haben wir auch gleich. Können wir gleich hier erledigen. Die Technik macht's möglich. Haha. Ein kleines Momentchen noch." Er drehte sich endlich zu seinem PC um und begann zu tippen. Ich bemühte mich, nicht hinzuschauen, aber die Versuchung war doch zu groß. Ich sah, wie er sich einloggte und autorisierte. Dann hangelte er sich durch mehrere Menus und übertrug meine Daten von den Formularen in eine Maske. Nach drei Minuten war er fertig und sperrte gewissenhaft sein Display. Ich tat so, als ob ich ungeduldig sei und stand auf, wie um mich zu verabschieden. Dabei bewegte ich mich so, dass Janet mich durch die Glastüre sehen musste. Der Manager bat mich freundlich, doch noch einmal kurz Platz zu nehmen, während er eine provisorische Kundenkarte für mich ausfüllte. Plötzlich erscholl draußen im Schalterraum ein laute Stimme. Die Stimme sang, entsetzlich falsch, einen Teil aus Rigoletto. Der Manager blickte verwundert von seiner Schreibarbeit auf. Die Türe zu seinem Büro wurde aufgerissen und das glatzköpfige technische Genie schaute aufgeregt herein. "Verzeihen Sie vielmals die Störung, aber ..." Der Manager war schon auf dem Weg zur Türe. Draußen balancierte Frank auf der trennenden Holzbarriere dahin und sang so laut und falsch er konnte. Der Manager gab einen ächzenden Laut von sich und stürzte sich mutig in den Aufruhr von empörten Kunden und ratlosen Angestellten. Ich entfernte in aller Ruhe den Adapter aus der Tastaturleitung und verließ die Filiale. Nicht ohne mich vorher freundlich bei dem aufgeregten und schwitzenden Manager zu verabschieden, der soeben mit der Hilfe zweier Angestellter Frank vor die Türe gesetzt hatte. Zurück im Motel übertrugen wir den gespeicherten Inhalt des Adapters auf Franks Laptop. Zirka 16000 getippte Zeichen von der Tastatur konnte das kleine Wunderding aufnehmen. Mehr als genug, um die Kennung und das Passwort des Managers beim Einloggen zu speichern. Wir feierten den Erfolg bei einer Flasche Zinfandel und Pizza von Blondies. Noch in derselben Nacht, während Janet friedlich schlummerte, drang ich per Modem in das Computer-System der Oakland Customer Bank ein. Zunächst vergewisserte ich mich, dass keine weiteren Sicherheitsmechanismen auf mich warteten. Um die Logfiles brauchte ich mich nicht weiter zu kümmern. Ich war ja mit einem gültigen Account eingedrungen, und solange ich keinen Schaden anrichtete, würde niemand auf die Idee kommen, die Protokolle mit den tatsächlichen Logins der Angestellten zu vergleichen. Der Rest war Routine. Eine halbe Stunde später hatte ich einen Auszug der kümmerlichen Kundendatei erzeugt, der alle Einträge mit den Anfangsnummern 001 enthielt. Ich übertrug das File auf Franks Laptop und loggte mich aus. Mit ein paar einfachen Befehlen ließ ich den Laptop die beiden Listen, die aus der DMV-Datenbasis und die Kundenliste der Oakland Customer Bank auf Übereinstimmungen prüfen. Das Programm lieferte 15 Datensätze, die zum Teil identisch waren. Außer den üblichen Smiths und Jones waren auch zwei seltenere Namen darunter: Peter Lindsson und Hardy Kalowitcz. Ich überlegte eine Weile, dann loggte ich mich wieder im Internet ein. Über WWW suchte ich einen Server, der sich mit Namen beschäftigte. Ich hatte Glück: in Paris fand ich eine WWW Seite des Onomastika-Projekts, allen Anschein nach ein von der Europäischen Union gefördertes Projekt zur Erstellung einer gigantischen Namens-Datenbasis. Die Seite erlaubte einen online Zugang zur Datenbank. Ich fragte zuerst Kalowitcz ab. Der Name war bekannt, als derzeitiges Verbreitungsgebiet war ganz Westeuropa und die nordamerikanischen Staaten angegeben, Ursprungsgebiet Tschechien. Auch die Frage nach Lindsson wurde positiv beantwortet: derzeitiges Verbreitungsgebiet Skandinavien und Baltikum, Ursprungsgebiet Norwegen und Schweden. Ich starrte auf den Schirm und überlegte fieberhaft. Die Wörter 'Schweden und Norwegen' rührten an irgendeine Erinnerung, aber an was? Dann kam es wieder. 'Beim Thor' hatte der Boss unserer Entführer einmal gerufen. Thor, der Donnergott des Nordens. Ich lächelte, nahm den Rotstift und strich Kalowitcz aus dem Flußdiagramm. Manchmal musste man seiner Intuition vertrauen. Auch als Hacker. Dann lehnte ich mich zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und betrachtete zufrieden unsere bisherigen Ergebnisse. Ich konnte das alte Hackerfieber wieder fühlen. Jetzt war ich soweit, dass ich auch ohne Grund weitergemacht hätte, nur um eben wieder einmal den alten Triumph auszukosten, aufgerichtete Barrieren zu Informationsquellen zu überwinden. Genaugenommen war das das Urmotiv aller Hacker, der initiale Zünder, der Auslöser: Der Wunsch, ungestört und unbehindert durch die Informationskanäle zu reisen, in alle Datenbasen hineinzuschnüffeln und nach Neuigkeiten Ausschau zu halten. Alles, was danach kam, war bloß logische Konsequenz diese ersten Impulses. Heute war mir das alles bewusst und ich konnte meine Begierden zügeln. Aber damals ... damals war es Besessenheit, eine Sucht, die mich nicht mehr losließ und mich schließlich um ein Haar für immer hinter Gitter gebracht hätte. Ich seufzte und legte die Finger wieder auf die schmale Tastatur des Notebooks. Die nächste Stunde beschäftigte ich mich intensiv mit den Kontenbewegungen von Peter Lindsson, geboren am 18. Juli 1960 in Los Gatos, California, wohnhaft in Oakland, angegebener Beruf Handelsagent. Auf dem Account waren immerhin 6047 Dollar und ein paar Cents. Laut Eintragung besaß Lindsson eine Visakarte, ausgestellt von der gleichen Bank, keine Belastung seit dem letztem Ausgleich. Eine lange Liste von Scheckeinreichungen und -ausstellungen seit er den Account eröffnet hatte. Meistens Beträge unter 300 Dollar. Bis auf vier Einreichungen, alle vom Montag vergangener Woche und alle vier über einen Betrag von 1500 Dollar. Es war nicht vermerkt, wer die Schecks ausgestellt hatte, lediglich die ausstellende Bank war als Kürzel angegeben: WFB, das war die Wells Fargo Bank, eine der größten in Kalifornien. Ansonsten waren nur Transaktionsnummern eingetragen, die mir nicht weiterhalfen. Vier Schecks. Von vier Gangstern waren Janet und ich entführt worden. Einer von den Vieren, der Hispanic, hockte jetzt vermutlich in irgendeiner Bar im Hafenviertel und ärgerte sich darüber, dass seine Kumpel mit seinem Anteil 'ne Fliege gemacht haben. Wahrscheinlich hatte der Boss, Peter Lindsson, seinen Helfershelfern, die über kein Bankkonto verfügten, angeboten, ihre Schecks zu Geld zu machen. Beide Seiten hätten davon nur Vorteile. Der Boss konnte sicher sein, dass niemand vorher absprang, und die anderen sparten sich die horrenden Gebühren, die ein professioneller Cashing Service von ihnen verlangt hätte. Ich notierte mir Datum, Transaktionsnummern und Beträge in meinem Flußdiagramm. Dann zog ich mich aus und schlüpfte zu Janet unter die warme Decke. ...
Jetzt kurz zu den Fakten:
Taschenbuch, 251 Seiten garantiert ohne Werbung, gedruckt auf mit Wodka
gebleichtem Papier, das ausschliesslich aus recycelten Microsoft-Word
Handbuechern hergestellt wurde, mit Druckerschwaerze, die aus
vergorenen Rabenschwanzfedern destilliert wird!
Damit ihr mir auch glaubt, dass das sagenhafte Ding ueberhaupt existiert, hier ein Bild davon:
So, genug geschwaffelt; jetzt wird's ernst!
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Wir machen das genauso wie mit dem B.A.f.H.-Ausredenkalender: Jeder spendet, was sein Geldbeutel erlaubt und ich verspreche dafuer hoch und heilig(!), dass ich tatsächlich mehr als 50 Dinger habe drucken lassen und jedem Besteller etwas zuschicken werde.
Ueberweist euren Unkostenbeitrag auf folgendes Konto und gebt im ERSTEN VERWENDUNGSZWECK-FELD eure STRASSE mit HAUSNUMMER an und im ZWEITEN FELD eure POSTLEITZAHL und STADT und - falls ihr mehr als ein Buch wollt - die ANZAHL. Als Adressat wird der EIGENTUEMER des Kontos verwendet; nehmt also nicht wie ueblich das Giro-Konto eurer Freundin, sondern ausnahmsweise mal euer eigenes!
Florian Schiel
Kto-Nr. 579 956 850
BLZ 760 100 85 (Postbank)
IBAN: DE54 7601 0085 0579 9568 50
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Die Hoehe des Unkostenbeitrags stelle ich jedem frei! Denkt aber gefaelligst daran, dass sich so ein Buch nicht ganz umsonst herstellen und verschicken laesst! (genauer gesagt: ganz und gar nicht umsonst!!!) Als Anhaltspunkt kann sich jeder anhand der folgenden Tabelle selber einschaetzen:
Schueler und Studenten 12 EUR
Monatseinkommen brutto bis 1.500 13 EUR
Monatseinkommen brutto 1.500 bis 2.500 15 EUR
Monatseinkommen brutto 2.500 bis 5.000 17 EUR
Monatseinkommen brutto 5.000 bis 50.000 20 EUR
Monatseinkommen brutto ab 50.000 500 EUR
(Wenn ich einen aus der 50.000er Kategorie erwische, der nur 12 Euro ueberweist, dann gnade ihm Gott!)
Buch wird innerhalb einer Woche nach Eingang auf dem Konto per snail mail verschickt. Falsch ausgestellte Ueberweiser oder fehlende Angaben werden NICHT weiter verfolgt (Sorry, aber dazu hab' ich keine Lust!). Meldet euch also gefaelligst per email, wenn das Buch nicht in zwei Wochen da ist! Das kann uebrigens auch passieren, wenn ich das Ding abgeschickt habe: die Post ist tatsaechlich effektiver geworden - mit dem Verschwinden lassen von Buechersendungen (ein 'Hallo!' an alle Bastard Postler from Hell, die vielleicht gerade zufaellig mitlesen...)
Jetzt das Ganze noch einmal fuer Einzeller und DAUs:
DAU:
Wenn Du Buch wollen, dann schreiben Ueberweiser von DEIN Konto auf MEIN Konto:
Florian Schiel
Kto-Nr. 579 956 850
BLZ 760 100 85 (Postbank)
mit Strasse + Hausnummer in ersten langen Feld und 5-stellige komische
Nummer, die immer auf Briefen drauf, mit Name von Stadt in zweites langes
Feld, und dahinter wieviele Buecher Du wollen (nix Perry-Rohdan, nur Krimi!).
Dann bringen Ueberweiser zu Bank und hoffen, dass alles richtig gemacht...
Have Fun!