Sonne und Schild
Die stimmige Chronologie der Antike
von Christian Schiel
Aus der Einleitung:
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Im Buch "A Test of Time" des Ägyptologen David Rohl weist dieser
zwingend nach, daß im Gegensatz zur konventionellen Annahme der heutigen Altertumswissenschaft
nicht der Pharao Schoschenk I, sondern Ramses II Jerusalem während der Regierung des
judäischen Königs Rehabeam geplündert hat. Damit verkürzt sich die
antike Chronologie um 346 Jahre!
Nachdem die erste Faszination dieser Lektüre abgeklungen war, merkte ich, daß
Rohls Datierungen genau so wie die von ihm in Frage gestellte bestehende Chronologie
auch zu Anachronismen führen.
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Die folgenden 15 Anachronismen herkömmlicher Datierung nach Schi-schenk [traditioneller Datierung,
Anm. des Verlegers] bedürfen einer Klärung (es gibt noch mehr):
- Nach dem Reisebericht des ägyptischen Amun-Priesters Wenamun regierten Herihor von Theben
und Smendes von Tanis zeitgleich. Nicht so nach der ägyptischen Chronologie von Kitchen,
nach der Herihor 1080-1074 und Smendes 1070-1044 regierten.
- Der Reisebericht des Wenamun nennt ein Jahr 5 als Abreisedatum. Nachdem alle Datierungen von
historischen Ereignissen in Ägypten auf den Beginn einer Regierungszeit eines amtierenden
Königs bezogen sind, muß es hier einen König geben. In der Schi-schenk Chronologie
ist aber kein Platz für einen solchen König. Weder Herihor, noch Smendes waren zur Zeit Wenamuns Könige.
- In dem Königsmumienversteck in Theben aus der 21. Dynastie wurden Aufschriften gefunden,
die die 22. Dynastie betreffen. Die 22. Dynastie kann also nicht sequenziell auf die 21. gefolgt sein
(entgegen der bis heute gängigen Annahme nach Schi-schenk).
- Zwei ineinandergreifende Königsgräber der 21. und 22. Dynastie in Tanis können nur
vom selben Architekten gebaut worden sein. Die Erstbestatteten in diesem Komplex sind Könige
der 22. Dynastie. Dies ist nur möglich, wenn 21. und 22. Dynastie gleichzeitig existierten und nicht nacheinander wie bei Schi-schenk.
- In einer Stele des Königs Merenptha (Sohn des Ramses II) wird Israel zu einer Zeit erwähnt,
in der es nach der Schi-schenk Chronologie noch nicht gegründet war.
- In den unterirdischen Gewölben des Serapeums in Saqqara sind die heiligen Apis-Stiere von Memphis
bestattet. In den Stelen der Grabkammern wird der Bestattungszeitpunkt der Stiere in Bezug zu jeweils
regierenden König vermerkt. Die Bestattungsreihenfolge geht von der 20. zur 22. Dynastie über.
Daraus folgt, daß die 21. Dynastie parallel zur 22. bestanden haben muß.
- Glaubt man die langen Regierungszeiten, die die Schi-schenk Chronologie den Königen der 22.
Dynastie zumißt, dann verlängert sich in dieser Epoche die durchschnittliche Lebensdauer der Apis-Stiere
plötzlich um 33%, um sich danach wieder zu normalisieren.
- Eine totale Sonnenfinsternis wird auf einem Keilschrifttäfelchen aus Ugarit
in Syrien erwähnt. Sie fand aufgrund astronomischer Rückrechnung im Jahre 1012 v.Chr. statt.
Nach der Schi-schenk Chronologie wurde Ugarit aber bereits um 1200 v.Chr. von den Seevölkern
endgültig zerstört.
- In des "Armarnabriefen" aus dem Archiv König Echnatons von Ägypten geht hervor,daß er
ein Zeitgenosse Is-Boseths (=Esbaal=Mutbaal), des Sohnes König Sauls und damit auch
Zeitgenosse König Davids war. Nach Schi-schenk lebte Echnaton aber 350 Jahre früher.
- Auch die assyrische Chronologie vor 900 v.Chr. hat ihre Anachronismen und darf darum keinesfalls zur
Stützung der ägyptischen herangezogen werden. Wie wir in den Kapiteln 11 und 23 sehen werden,
ist die Gleichzeitigkeit von Amenophis IV von Ägypten und seinem Briefpartner Aschur-ubalit I von
Assyrien nach Schi-schenk nicht haltbar.
- In Italien, das nach der heute anerkannten Datierung erst nach 1000 v.Chr. besiedelt wurde, sind mykenische
Gefäße (1200 oder früher) gefunden worden.
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Die The-hab Chronologie, die in diesem Buch erstmals vertreten wird, stützt
sich auf das vom Gelehrten Theon von Alexandria (2. Hälfte des 4. Jh. n. Chr.) genannte
Datum 1322 v. Chr. für die Thronbesteigung des Königs Menophris=Amenophis I von
Ägypten. Wie bei Schi-Ram [Chronologie nach Rohl, Anm. des Verlegers] ist auch bei
dieser Chronologie Ramses II der Plünderer Jerusalems, aber dessen 8. Regierungsjahr
(Jahr der Plünderung) fällt dann nach der Aneinanderreihung der gut
dokumentierten Regierungszeiten der Könige des neuen Reiches auf das Jahr 1068 statt 925.
Somit muß die biblische Chronologie um 143 Jahre zu kurz geraten sein. Diese
Möglichkeit ist plausibel, denn das erste historisch gesicherte Datum hebräischer
Könige ist nach assyrischen Berichten 853 v. Chr. In diesen Berichten wird ein König
Ahab (von Israel) als Gegner in der Schlacht von Qarqar 853 genannt.
In den nächsten Kapiteln zeigt sich, daß mit den obigen Annahmen Anachronismen beseitigt werden,
ohne daß neue entstehen.